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  • martinalbrecht

Leistungsgesellschaft

In der Diskussion rund um das aktuelle Pädagogik-Paket der Regierung ließ mich eine Aussage einer Pflichtschulinspektorin aufhorchen, nämlich: „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, das muss sich im Schulwesen widerspiegeln.“


Wollen wir das wirklich ? Den ganzen Wahnsinn, den wir als Erwachsene in allen Bereichen der Gesellschaft veranstalten, in der Schule abzubilden - und damit gleichzeitig sicher zu stellen, dass dieser Wahnsinn nie aufhört ? Also weiter machen mit Wirtschaftswachstum und Rüstungsausgaben, mit der Ausbeutung von Ressourcen und Menschen, weiter mit der Öffnung der Schere zwischen Arm und Reich, weiter mit der Zerstörung der Umwelt, weiter mit dem passiven Konsumismus einer digitalen und medialen Event- und Entertainment Industrie ?


Weiter machen mit Gleichmacherei, Anpassungsdrill und Sortierung von Kindern als Vorbereitung auf ein Leben als Erwachsene, das "ja schließlich auch nicht Montessori ist" ?


Kein Kind, das auf die Welt kommt, ist vorbereitet auf die Welt, in die wir es entlassen. Man sagt dem Kind, es soll lieb sein, es soll brav sein, es soll sich nicht zanken, es soll die Tafel Schokolade teilen, es soll die Mutti lieb haben. Und kaum ist dasselbe Kind 18 Jahre alt, werden wir ihm sagen: Du musst lernen, wie man tötet, du musst hart sein, du musst ein Mann werden, du musst durchhalten und deine Pflicht tun ! Wir haben ein Kontrastprogramm der Grausamkeit. Und wir wollen überhaupt nicht mehr, dass die Kinder leben. Dieser Bruch ist für uns ganz normal in unserer Zivilisation.

Die Welt, welche die Erwachsenen bereiten, das ist die ganz normale Hölle des Konkurrenzkampfes, der Perfektionen, der verschiedenen Leistungszwänge, der zertrampelten Gefühle. Man lernt, wie man über Menschen hinweggeht, um am Ende auf den Sprossen der Karriereleiter noch ein Stückchen höher zu kommen. Darauf aber ist kein Kind eingerichtet. Und dagegen ist die Forderung zu stellen: Erhaltet das, was einmal gemeint war, ihr Menschen, und bekommt eure ursprünglichen Empfindungen wieder.


Eugen Drewermann


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